2007        

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11.12.2007 - 16:08 h
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 Berichte aus Abmahnistan - 4

Netzgärtner Kurt - Hamburg

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 Vom 14. Mai 2007

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4. Eine Geschichte für große und für kleine Kinder.


Vorwort:
Dieses sonderbare Land Abmahnistan ist nach einer Seuche benannt worden.
Diese Seuche begann eigentlich recht harmlos.
Zuerst wurden die Bewohner von Abmahnistan von der Klagewut  befallen.
Aus der Klagewut wurde dann die Krankheit Abmahnung und, wenn es ganz schlimm kam, dann schlug sogar noch der Abmahnwahn zu.

War es eine gute Idee?
Die Gerichte waren aufgrund der grassierenden Klagewut hoffnungslos überlastet und unsere Volksvertreter (die saszen damals noch in Bonn) sannen darüber nach, wie sie denn nun diese Klageflut in den Griff bekommen könnten.
Nun, sie denken wohl heute immer noch darüber nach . . .
Aber sie freuen sich natürlich auch, daß aufgrund dieser Krankheit die Kassen klingeln und damit vielen, vielen Leuten einen Arbeitsplatz sicheren Arbeitsplatz beschert.

War es nun ein Richter oder ein Anwalt, der das Serum für die Impfung gegen die Klagewut erfunden hatte?
Ich habe keine Ahnung; vielleicht war es ja auch ein Politiker.
Ich weiß auch nicht, ob mit dieser Impfung die Krankheit besiegt werden sollte oder ob es nur beabsichtigt war, die Vorteile dieser Krankheit auszunutzen, indem das Volk noch effektiver streiten könne.

Ein wichtiger Bestandteil des neuen Impfstoffes 'Abmahnung' war zunächst die GoA.
Nein, das ist keine Schlange (die heißt Boa). GoA ist eine Abkürzung für "Geschäftsführung ohne Auftrag".

Mit der GoA tut man dir nämlich einen Gefallen!
Damit Du bei einem rechtlichen Fehlverhalten nicht gleich vor einem ordentlichen Gericht erscheinen mußt, bekommst Du einen Brief und wirst freundlich auf dein Fehlverhalten hingewiesen. Zusätzlich wirst du aufgefordert, dich zu bessern und auch deine Rechtsverletzung zu unterlassen. Aber auch eine hinterhältige Nebenwirkung ist dabei: Du sollst unterschreiben, daß Du für jeden weiteren Verstoß eine bestimmte Summe zahlen wirst.

Wenn dieser neue Impfstoff dir von einer Privatperson oder von einer ordentlichen Firma verpaßt wird, dann kostet der dich noch nicht einmal etwas.
Hat da aber einer nicht den Mut und auch nicht den Grips, dann kann der natürlich auch einen Anwalt bitten, dir den netten Brief zu schreiben. Aber der kostet natürlich etwas, auch dann, wenn das nur ein kleiner Textbaustein aus dem Computer dieses Anwalts war. Der Anwalt muß ja schließlich auch seinen Computer bezahlen . . . und natürlich auch seine Sekretärin.

So ganz langsam und schleichend lief dann irgend etwas schief.
Das Impf-Serum sollte gegen die Klagewut eingesetzt werden und nicht gegen Internet-Bürger, die nur eine Rechtsverletzung begangen hatten, ohne daß diese selbst die klagende Partei mit der Klagewut infiziert hatten.

Vermutlich war das Impfserum mit der Abmahnwut  verunreinigt, denn es ereigneten sich seltsame Dinge. Die Klagewut wurde zwar erfolgreich unterdrückt, wandelte sich aber offensichtlich zur Abmahnwut, die dann irgendwann in dem Abmanwahn mündete.
Das paradoxe dabei war aber, daß nicht der geimpfte Internet-Bürger von diesen Nebenwirkungen betroffen war, sondern derjenige, der das Impfserum in die Hand nahm, um es sorgsam in eine Papierhülle zu verpacken.

Der Impfstoff, wenn er denn von einem Anwalt kam, wurde immer teurer und die Impfung wurde dadurch immer schmerzhafter. Auch wurde diese Impfung nur gegen den schreibenden Internet-Bürger eingesetzt, obwohl ja auch gerade der in seinen Rechten Verletzte dieses Serum dringend gebraucht hätte.
Es war ja auch keine der üblichen vorbeugenden Impfungen, sondern glich eher der Impfung nach dem Biß durch ein tollwutkrankes Tier. Wer solch eine Prozedur schon einmal durchlitten hat, der weiß, was ich damit sagen will.

Wie gesagt, es lief da etwas schief. Es geschah immer öfter, daß arglose Internet-Bürger absichtlich infiziert wurden, damit man dann noch mehr an dem Impfstoff verdiente, und schließlich wurde reihenweise geimpft, obwohl der betroffene Internet-Bürger gar nicht von dieser Krankheit betroffen war, sondern nur sein grundgesetzliches Recht auf eine freie Äußerung seiner Meinung wahr nahm.
 

         Netzgärtner Kurt



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Tim Berners-Lee


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