4.
Eine Geschichte für große und für kleine Kinder.
Vorwort: Dieses
sonderbare Land Abmahnistan ist nach einer Seuche benannt worden.
Diese Seuche begann eigentlich recht
harmlos. Zuerst
wurden die Bewohner von Abmahnistan von
der Klagewut befallen.
Aus der Klagewut wurde dann die
Krankheit Abmahnung und,
wenn es ganz schlimm kam, dann schlug
sogar noch der Abmahnwahn
zu.
War
es eine gute Idee? Die Gerichte waren aufgrund der
grassierenden Klagewut hoffnungslos
überlastet und unsere Volksvertreter
(die saszen damals noch in Bonn) sannen
darüber nach, wie sie denn nun diese
Klageflut in den Griff bekommen könnten. Nun,
sie denken wohl heute immer noch darüber
nach . . . Aber sie freuen sich natürlich
auch, daß aufgrund dieser Krankheit
die Kassen klingeln und damit vielen,
vielen Leuten einen Arbeitsplatz
sicheren Arbeitsplatz beschert.
War es
nun ein Richter oder ein Anwalt, der
das Serum für die Impfung gegen die Klagewut erfunden
hatte? Ich habe keine Ahnung; vielleicht
war es ja auch ein Politiker. Ich
weiß auch nicht, ob mit dieser Impfung
die Krankheit besiegt werden sollte
oder ob es nur beabsichtigt war, die
Vorteile dieser Krankheit auszunutzen,
indem das Volk noch effektiver streiten
könne.
Ein wichtiger
Bestandteil des neuen Impfstoffes 'Abmahnung'
war zunächst die GoA. Nein,
das ist keine Schlange (die heißt Boa).
GoA ist eine Abkürzung für "Geschäftsführung
ohne Auftrag".
Mit der
GoA tut man dir nämlich einen Gefallen! Damit
Du bei einem rechtlichen Fehlverhalten
nicht gleich vor einem ordentlichen Gericht
erscheinen mußt, bekommst Du einen Brief
und wirst freundlich auf dein Fehlverhalten
hingewiesen. Zusätzlich wirst du aufgefordert,
dich zu bessern und auch deine Rechtsverletzung
zu unterlassen. Aber auch eine hinterhältige
Nebenwirkung ist dabei: Du sollst unterschreiben,
daß Du für jeden weiteren Verstoß eine
bestimmte Summe zahlen wirst.
Wenn dieser neue
Impfstoff dir von einer Privatperson
oder von einer ordentlichen Firma verpaßt
wird, dann kostet der dich noch nicht
einmal etwas. Hat da aber einer
nicht den Mut und auch nicht den Grips,
dann kann der natürlich auch einen Anwalt
bitten, dir den netten Brief zu
schreiben. Aber der kostet natürlich
etwas, auch dann, wenn das nur ein kleiner
Textbaustein aus dem Computer dieses
Anwalts war. Der Anwalt muß ja schließlich
auch seinen Computer bezahlen . . .
und natürlich auch seine Sekretärin.
So ganz
langsam und schleichend lief dann irgend
etwas schief. Das Impf-Serum sollte
gegen die Klagewut eingesetzt
werden und nicht gegen Internet-Bürger,
die nur eine Rechtsverletzung
begangen hatten, ohne daß diese selbst
die klagende
Partei
mit der Klagewut infiziert hatten.
Vermutlich
war das Impfserum mit der Abmahnwut
verunreinigt, denn es ereigneten sich
seltsame Dinge. Die Klagewut wurde zwar
erfolgreich unterdrückt, wandelte sich
aber offensichtlich zur Abmahnwut, die
dann irgendwann in dem Abmanwahn
mündete. Das paradoxe dabei war aber,
daß nicht der geimpfte Internet-Bürger
von diesen Nebenwirkungen betroffen
war, sondern derjenige, der das Impfserum
in die Hand nahm, um es sorgsam in eine
Papierhülle zu verpacken.
Der Impfstoff,
wenn er denn von einem Anwalt kam, wurde
immer teurer und die Impfung wurde
dadurch immer schmerzhafter. Auch
wurde diese Impfung nur gegen den schreibenden
Internet-Bürger
eingesetzt,
obwohl ja auch gerade der in seinen
Rechten Verletzte dieses Serum dringend
gebraucht hätte. Es war ja auch keine
der üblichen vorbeugenden Impfungen,
sondern glich eher der Impfung nach
dem Biß durch ein tollwutkrankes Tier.
Wer solch eine Prozedur schon einmal
durchlitten hat, der weiß, was ich damit
sagen will.
Wie gesagt, es lief da
etwas schief. Es geschah immer öfter,
daß arglose Internet-Bürger absichtlich
infiziert wurden, damit man dann noch
mehr an dem Impfstoff verdiente, und
schließlich wurde reihenweise geimpft,
obwohl der betroffene Internet-Bürger
gar nicht von dieser Krankheit betroffen
war, sondern nur sein grundgesetzliches
Recht auf eine freie Äußerung seiner
Meinung wahr nahm.
Netzgärtner Kurt
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